Ende, Anfang, Zukunftsträume

Wanderung in der Venne

Neun Jahre war der Konvent der „Franziskanerinnen an Überwasser“ ein gemeinsames Projekt unserer Gemeinschaft mit den Franziskanerinnen von Münster, Mauritz. Mit dem Auszug von Sr. Hiltrud, mitten in den Corona-Wirren, ist der Konvent nun ein ganz normaler Konvent der Lüdinghauser Franziskanerinnen. Und doch stimmt das nicht ganz. Schauen Sie:

Noch etwas unsicher blättert Jennifer im Stundenbuch, aber die ersten Töne klappen schon ganz gut. Stundengebet beten, das ist für Jennifer noch etwas völlig Neues – wie manches andere in diesen Tagen. Vor einiger Zeit ist sie in diesen franziskanischen Konvent gezogen – als „Laiin“, also ohne offiziell zu einer Ordensgemeinschaft zu gehören.  Und auch Schwester Katharina macht gerade ungewohnte Erfahrungen, denn das Zusammenleben mit jemanden, der nicht Ordensfrau wie sie ist, hat auch für sie noch etwas Ungewohntes. Doch beide Frauen wollen dieses Abenteuer wagen, in der Überzeugung, dass Gott mitgeht, wenn man mutig auf neuen Wegen wandelt.

Auf dem Balkon des Konvents

Jennifer hatte schon seit einigen Jahren nach einer franziskanischen Gemeinschaft gesucht, an die sie sich anbinden konnte. Der Wunsch, mit Ordensschwestern gemeinsam im Geist des heiligen Franziskus ein geistliches Leben zu führen und dennoch dem eigenen Beruf weiter nachzugehen, war stetig gewachsen. Als nun durch die Umstrukturierung im Konvent an Überwasser in Münster einige Zimmer frei wurden, nahm Jennifer ihren Mut zusammen und fragte bei der Provinzleitung an, ob man sich dort ein gemeinsames Leben von „Laien“ und Ordensfrauen vorstellen könne. Den Konvent an Überwasser kannte sie seit längerem durch das gemeinsame Nachtgebet in der Pfarrkirche. Die Freude war groß, als das Signal aus Lüdinghausen kam, dass man sich eine solche Konstellation sehr wohl vorstellen könne und Schwester Katharina diesen Schritt mitgehen wolle.

Und dann ging alles recht schnell. Alte Wohnung kündigen, Möbel und Hausrat verkaufen und Mitte März 2020 war es dann soweit. Gerade noch rechtzeitig vor dem Corona-bedingten Lockdown zog Jennifer im Katthagen ein. Zuerst lebte noch Sr. Hiltrud mit, doch seit Ende Mai sind die beiden Frauen – Sr. Katharina und Jennifer – allein. Ein Anliegen verbindet die Beiden: Gemeinsam ein geistliches Leben zu führen und gleichzeitig dem jeweils eigenen Beruf nachzugehen: Schwester Katharina als Provinzoberin und in Ehrenämtern und Jennifer in der Leitung einiger KiTas einer Kirchengemeinde in Münster-West. Gemeinsam wollen sie offen sein für die Menschen um sie herum: Gebetszeiten und Bibelgespräche anbieten und zudem auch ein oder zwei jüngeren oder älteren Frauen die Möglichkeit geben, mitzuleben und dabei vielleicht ein freiwilliges Ordensjahr bei ihnen zu absolvieren. Dafür stellen sie gerne zwei Zimmer in der Wohnung zur Verfügung. (www.ordensjahr.de). „Bei uns kann man Ordensluft schnuppern – anders als in einem großen Kloster, aber eben doch auch mit geistlicher Prägung und Gemeinschaftscharakter.“, sagen die beiden Frauen. Denn sie beten nicht nur miteinander, sondern nehmen auch gemeinsam an kulturellen und kirchlichen Veranstaltungen teil, schwingen sich aufs Rad oder wandern gemeinsam durch die Venne. „Ich erlebe es als großes Geschenk, mein Leben und meinen Glauben mit einer ‚Mitschwester‘ teilen zu dürfen“, sagt Jennifer, die vorher 20 Jahre allein gelebt hat.

Wie genau es weitergeht? „Gott wird sorgen“ – dieser Satz der Gründerin der Lüdinghauser Franziskanerinnen begleitet Sr. Katharina und Jennifer. Alles bis ins Kleinste haben sie noch nicht ausgetüftelt. Bewusst wollen sie wie Franziskus offen bleiben für das Leben. „Schließlich soll der Heilige Geist auch noch seinen Spielraum bei uns haben“, lacht Jennifer.


24.06.2020

Kloster-ABC

"Klosterbegriffe" erklärt

Auf dieser Seite haben wir für Sie einige "Klosterbegriffe" speziell für unsere Gemeinschaft erläutert. weiter

Gründerin

Catharina Damen, Mutter Magdalena (1787 – 1858)