Predigt Karneval (A 7) 2023

Wer will es wirklich wohl bestreiten:
Wir leben in verrückten Zeiten.
Der Blick aufs Weltgescheh’n tut weh,
die Ebbe herrscht im Portemonnaie,
und siehst du eine Menschenwelle
mit langen Schlangen, Mann an Mann,
ist dort die Kirchenaustrittsstelle.
Nur so zieht Kirche Menschen an…

Dann gibt es noch die Unterstützer
der Lützerather Klimaschützer:
Ja halten die am Ende gar
die Klimaziele noch für wahr?
Natürlich darf man nicht mehr schlendern
beim Klimaschutz, weil’s bald schon brennt.
Wir wollen wirklich was verändern,
doch bitte nicht so konsequent!

Und wie die Klimaaktivisten
sich festkleben auf Autopisten,
so klebt Herr Woelki sich ganz cool
mit Patex fest am Bischofsstuhl.
Er denkt bezüglich der „Synode“:
„Der Vatikan ist auch noch da!
Wird Dialog in Kirche Mode,
dann schreibe ich an den Papá!“

Verrückt ist vieles, was wir kennen,
verrückt ist aber auch zu nennen,
was Jesus damals auf dem Berg
gepredigt als sein Meisterwerk.
Ich hab es hin und her erwogen
und halte es nicht für geglückt.
Es ist ein bisschen überzogen,
genau genommen: ganz verrückt!

Die Feinde, so steht es geschrieben,
die sollen wir von Herzen lieben,
nicht nur die Freunde, wie bisher,
denn die zu lieben fällt nicht schwer.
Geht uns mal jemand an den Kragen
und schlägt auf Wange uns und Kinn,
dann sollen wir ihm freundlich sagen:
„Ich bitte dich, lang noch mal hin!“

Falls dementsprechend wir agieren,
dann wird nichts anderes passieren,
als dass man über’n Tisch uns zieht
das ist ein altbekanntes Lied.
Es kann wer nur in Frieden leben,
wenn es dem Nachbarn auch gefällt.
Man ist dem Bösen preisgegeben,
wenn man ihm nichts entgegenstellt.

„Die Bergpredigt ist zum Regieren
nicht tauglich, sie wird es blockieren.
Man macht nicht Politik damit!“
so sagte damals Helmut Schmidt.
Doch täglich können wir erfahren:
Die Politik ist auch verkehrt
die im Verhalten und Gebaren
sich nicht um Jesu Worte schert.

Es gibt den Teufelskreis der Rache:
schlägst du mich, warte nur, ich mache
es schlimm für dich und räche mich.
Worauf du wied‘rum rächest dich.
Es steigt nun  die Gewaltspirale
ins Unermessliche hinauf
und niemand bringt sie mehr zu Tale
Wer stoppt dann den Gewalt-Verlauf?

Gibt es nur Siegen und Verlieren
kann der Konflikt schnell eskalieren.
Doch Jesus rät uns: Überleg!
Es gibt noch einen dritten Weg.
Vielleicht macht folgende Geschichte,
aus irgendjemand’s Repertoire,
die ich euch heiter nun berichte
noch einmal die Pointe klar.

Ein Bauer hatte eine zarte,
doch fette Sau mit dicker Schwarte.
Die stahl – nachts lauernd hinterm Mist –
der Nachbar ihm mit Hinterlist.
„Ach, wohin sind wir nur geraten,
was mach ich nur, die Sau ist weg.
Nun gibt es keinen Schweinebraten
kein Beefsteak und kein Schinkenspeck.

Das soll der Nachbar noch bereuen:
Ich werde gründlich ihn verbläuen,
Ich haue alles kurz und klein
und schlage ihm den Schädel ein.“
So schrie der Bauer zorndurchdrungen,
doch seine treue Ehefrau
die sagte: „Schone deine Lungen!
Was du da vorhast ist nicht schlau.

Schlagt ihr euch jetzt mit Faust und Keulen,
habt ihr am Ende beide Beulen.
Was aber hat’s für einen Zweck?
Die Sau ist leider trotzdem weg.
Wir können ihm ja nichts beweisen,
dem Nachbarn, er verklagt dich noch.
Er kann genüsslich Braten speisen
und du sitzt hungrig dann im Loch.

Nein, hör: Der Nachbar wird ja trachten,
die Sau nun möglichst bald zu schlachten.
Er schneidet Schnitzel, stopft die Wurst,
er kocht und brät voll Tatendurst.
Lass ihn getrost erst einmal schuften,
ich gebe dir den guten Rat.
Wenn Braten, Steak und Suppe duften,
dann schreiten beide wir zur Tat.

Ich backe einen frischen Stuten,
wir nehmen von dem Wein, dem guten,
dann gehen wir mit forschem Sinn
zum  Nachbarn und der Nachbarin.
Wir werden freundlich „Mahlzeit!“ sagen,
„Es heißt, bei euch soll Schlachtfest sein.
Da wollten wir bescheiden fragen:
Habt Ihr denn auch genügend Wein?“

Dem Nachbarn wird nichts übrig bleiben,
als unser Spielchen mitzutreiben:
„Ach, Stuten bringt ihr, und auch Wein!
wir laden euch natürlich ein!“
So haben dreifach  wir den Nutzen:
Du hebst nicht auf den Fehdeschuh,
wir können unser Schwein verputzen
und ohne Arbeit noch dazu!“

Und die Moral von der Geschichte?
Hältst du die Wange hin, verzichte
auf Rache, doch sei nicht passiv!
Benutz dein Hirn, sei kreativ!
Ich weiß, das löst nicht alle Fragen,
und doch: Auf Gottes Geist vertrau.
Nichts andres wollte Jesus sagen.
Ich sage Amen und Helau.

Sr. Judith Kohorst

Foto: Thomas auf Pixabay

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